Resilienz in Zeiten der Ungewissheit – Lektionen aus meinem persönlichen Tiefpunkt
- Carsten Diederich
- Sep 21
- 3 min read

Einleitung: Führen im Nebel
Wir leben in einer Zeit, in der Ungewissheit nicht mehr Ausnahme, sondern Alltag ist. Märkte verändern sich über Nacht, Strategien werden schneller neu geschrieben, als sie umgesetzt werden können, und Führungskräfte sollen Antworten liefern, die eigentlich noch niemand kennt.
In solchen Momenten sehnen sich viele nach Sicherheit. Nach einem klaren Plan, nach einer Garantie, nach einem Hafen in stürmischen Zeiten. Doch Sicherheit ist ein Versprechen, das kein Mensch wirklich geben kann. Was wir stattdessen bieten können, ist etwas Tieferes und Nachhaltigeres: Klarheit und Resilienz.
Das weiß ich nicht aus einem Buch. Sondern, weil ich selbst an meinem Tiefpunkt stand – an einem Punkt, an dem jede vermeintliche Sicherheit zerbrach.
Meine Geschichte von meinem persönlichen Tiefpunkt
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war ich an meinem persönlichen Tiefpunkt angekommen. Kein Durchhänger, keine Phase von Selbstzweifeln. Sondern ein Moment, in dem ich fast alles verloren hatte, was mir wichtig war.
Meine Gesundheit war am Boden, Beziehungen zerbrachen, und meine Zukunft glitt mir durch die Finger. Ich stand am Rand eines kompletten Debakels – und spürte, dass, wenn ich jetzt nicht den Kurs ändere, bald nichts mehr übrig sein würde, was sich retten ließ.
Die Welt um mich herum war neblig, und in mir war es noch dunkler. Ich sah keinen Weg nach vorne, und jede Illusion von Kontrolle war verschwunden. Was sich vorher wie „sicherer Boden“ angefühlt hatte, war nichts als Treibsand.
Das war mein Tiefpunkt. Der Moment, in dem die Maske der vermeintlichen Sicherheit endgültig zerfiel.
Was ich über Resilienz gelernt habe
Rückblickend erkenne ich: Genau dort begann Resilienz zu wachsen.
Nicht, weil ich plötzlich einen Masterplan hatte.
Nicht, weil ich Sicherheit gefunden hätte.
Resilienz begann viel kleiner:
Eine ehrliche Entscheidung nach der anderen. Nicht der einfachste Weg, sondern der richtige.
Verankerung in Werten. Als alles andere schwankte, waren Werte der einzige feste Boden.
Die Weigerung, schlechten Beispielen zu folgen. Auch im Dunkeln wusste ich: Abkürzungen und Kompromisse führen nicht dorthin, wo ich hinwollte.
🌱 Resilienz entsteht nicht in Sicherheit.
🔥 Sie wird in der Ungewissheit geschmiedet – wenn man trotzdem weitergeht.
Von mir zur Führung
Heute – als Führungskraft und Coach – sehe ich, wie sehr diese Lektionen auch in der Führung gelten.
Ungewissheit ist allgegenwärtig: neue Regulierungen, digitale Transformation, geopolitische Schocks, ständiger Veränderungsdruck. Teams sehnen sich nach Sicherheit – aber was sie wirklich brauchen, ist Klarheit und Resilienz.
Klarheit, um den nächsten Schritt sichtbar zu machen, auch wenn der gesamte Weg im Nebel liegt.
Resilienz, um weiterzugehen, selbst wenn Fortschritt langsam, unordentlich oder unsicher wirkt.
Wenn ich mit Führungskräften arbeite, sehe ich, wie verlockend es ist, Sicherheit zu versprechen: „Wir erreichen dieses Ziel“, „Dieses Projekt wird erfolgreich sein“, „Diese Strategie wird alles lösen.“ Doch leere Versprechen tragen nicht.
Was inspiriert, ist eine Führungskraft, die sagt:„Ich habe nicht alle Antworten. Aber ich kenne unsere Werte. Ich kenne die Richtung. Und ich gehe mit euch durch den Nebel.“
Das ist Resilienz in der Ungewissheit.
Konkrete Impulse für Führungskräfte
Wie also lässt sich Resilienz in unsicheren Zeiten aufbauen? Vier Dinge haben mir geholfen:
Verankere dich in Werten, nicht in Umständen.Umstände ändern sich schneller denn je. Werte bleiben. Wer sich in ihnen verankert, findet Orientierung auch ohne klare Landkarte.
Fokussiere den nächsten Schritt, nicht den ganzen Weg.Ungewissheit lähmt, wenn man alles auf einmal sehen will. Resilienz wächst Schritt für Schritt, Gespräch für Gespräch, Entscheidung für Entscheidung.
Lass dich nicht von schlechten Beispielen leiten.Abkürzungen, Schuldzuweisungen, toxisches Verhalten – sie sind laut, aber sie definieren dich nicht. Wähle bewusst einen anderen Weg.
Schaffe Räume für Verletzlichkeit.Resiliente Teams sind nicht die ohne Probleme, sondern die, die offen darüber sprechen können. Wenn Führungskräfte ihre Menschlichkeit zeigen, trauen sich andere ebenfalls, mutig zu sein.
Fazit: Wachsen im Nebel
Resilienz in der Ungewissheit bedeutet nicht, zurückzuspringen. Es bedeutet, durch den Nebel zu wachsen – Schritt für Schritt.
Mein persönlicher Tiefpunkt hat mir gezeigt: Sicherheit ist eine Illusion. Aber Klarheit, Mut und Werte – das sind Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen können.
Führungskräfte müssen keine Sicherheit versprechen. Aber sie können Resilienz vorleben.
Und Resilienz beginnt genau in dem Moment, in dem wir beschließen, weiterzugehen – auch wenn der Weg vor uns verschwommen ist.
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