Fragen, die in meinen Coachings die stärksten Reaktionen ausgelöst haben
- Carsten Diederich
- Aug 29
- 3 min read

Im Coaching sind Fragen mehr als nur Worte. Sie sind Schlüssel, die Türen öffnen – manchmal sanft, manchmal abrupt – zu verborgenen Räumen in uns. In den letzten Monaten hatte ich das Privileg, mutige Menschen auf ihren Reisen zu begleiten. Immer wieder wurde mir klar: Die Fragen, die am tiefsten nachhallen, sind nicht die perfekt polierten, sondern jene, die einen Nerv treffen, das Rauschen durchschneiden und ans Licht bringen, was darauf gewartet hat, gesehen zu werden.
Hier sind einige der Fragen, die in meinen Coaching-Sessions die stärksten Reaktionen ausgelöst haben.
„Welche deiner Werte befolgst du für andere – aber nicht für dich selbst?“
Diese Frage entstand in einer Session mit einer Klientin, die die Bedürfnisse anderer oft über ihre eigenen stellte. Die Stille nach der Frage war fast lauter als ihre spätere Antwort. Ihr wurde klar, dass sie Werte wie Fürsorge, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft konsequent lebte – sie jedoch selten auf sich selbst anwandte. Aus dieser Erkenntnis entstand eine Verschiebung: Sich um sich selbst zu kümmern war nicht egoistisch, sondern stimmig.
„Was bräuchte es, um nur einen Punkt höher zu kommen?“
Während einer Wheel-of-Life-Übung bat ich eine Klientin zu überlegen, wie sie ihre Zufriedenheit in Bereichen erhöhen könnte, die schmerzhaft niedrig bewertet waren – etwa Beziehungen und Unterstützungsnetzwerke. Die Frage rahmte das Problem neu: Es ging nicht darum, alles zu reparieren, sondern einen konkreten Schritt zu identifizieren. Die kleinstmögliche Bewegung fühlte sich plötzlich machbar an – und setzte Energie frei.
„Welche Geschichte willst du über dich erzählen?“
Damian, eine talentierte Führungskraft an einem beruflichen Wendepunkt, bereitete sich auf Gespräche auf hoher Ebene vor. Seine größte Herausforderung war nicht die Agenda oder Verhandlungstaktik – es war seine persönliche Entwicklungsstory. Als ich diese Frage stellte, traf sie ins Mark. Ihm wurde klar, dass ohne eine starke Geschichte darüber, wer er ist und wofür er steht, alle anderen Vorbereitungen unvollständig wirken würden. Das verlagerte unsere Arbeit von äußerer Strategie zu innerer Klarheit.
„Wogegen rebellierst du?“
Mit Sarah entdeckten wir, dass ihre ständige Suche nach neuen Herausforderungen nicht nur Ambition war – sondern auch Rebellion. Gegen Erwartungen, gegen Verletzlichkeit, gegen Stillstand. In dem Moment, als sie das erkannte, lachte und seufzte sie zugleich. Es war, als sähe sie plötzlich das Muster in ihrem eigenen Spiel. Diese Erkenntnis gab ihr die Freiheit, bewusst anders zu wählen.
„Was würde passieren, wenn du es nicht alles alleine machen müsstest?“
Ein roter Faden in mehreren Sessions war der Glaubenssatz „Ich muss alles selbst managen.“ Als ich fragte: „Was, wenn nicht?“, waren die Reaktionen spürbar – zuerst Widerstand, dann Erleichterung, manchmal sogar Tränen. Die Möglichkeit von Unterstützung zuzulassen, war ein Wendepunkt. Für die einen öffnete es Raum zum Delegieren; für andere milderte es eine lebenslange Erzählung von Selbstgenügsamkeit.
„Wer möchtest du in dieser Situation sein?“
In Konfliktmomenten – ob mit einer Führungskraft, einem Partner oder sich selbst – ist die Versuchung groß, sich darauf zu fokussieren, was der/die andere ändern sollte. Die Frage nach der Identität verschiebt die Perspektive: Ich kontrolliere den anderen nicht, aber ich kann wählen, wer ich hier sein will. Diese einfache Frage hat immer wieder Mut, Demut und überraschende Entscheidungen freigesetzt.
„Was würde dir jetzt Freude bringen?“
Mitten in schweren Gesprächen über Stress, Verlust oder Zweifel fühlte sich diese Frage oft an wie das Öffnen eines Fensters in einem stickigen Raum. Klient:innen hielten inne, lächelten und nannten kleine Dinge: mit einem Kind spielen, für sich selbst kochen, in der Sonne sitzen. Sie erinnerte daran, dass Freude nicht am Ende einer Leistung wartet – sie ist schon da und will gewählt werden.
Was all diese Fragen verbindet
Sie sind einfach, aber nicht leicht. Sie laden zur Ehrlichkeit ein. Sie konfrontieren uns mit Widersprüchen. Und sie öffnen die Tür zu etwas Wesentlichem: dem Mut, in Kohärenz mit uns selbst zu leben.
Als Coach habe ich gelernt, dass die wahre Kraft nicht darin liegt, Antworten zu haben, sondern Raum für diese Fragen zu halten – und der Stille zu vertrauen, die darauf folgt. Diese Stille trägt oft mehr Wahrheit in sich als tausend Worte.
Schlussgedanken
Wenn ich zurückblicke, waren die tiefsten Reaktionen in meinem Coaching nicht wegen mir. Sie entstanden in dem Moment, in dem ein Mensch sich selbst klar sah – manchmal schmerzhaft, oft wunderschön. Meine Aufgabe war lediglich, zur richtigen Zeit die richtige Frage zu stellen.
Und vielleicht ist das die Essenz von Coaching: jemanden Schritt für Schritt näher zu sich selbst zu bringen – eine Frage nach der anderen.
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